Magischer Zirkel feiert 101. Geburtstag
Der Magische Zirkel Leipzig feiert mit einer Zaubershow und Gästen aus ganz Mitteldeutschland seinen 101. Gegburtstag. An Nachwuchs mangelt es dem Verein nicht, wohl aber an Frauen. Hinter das Geheimnis der magischen Holzkiste kommt das neugierige Publikum auch diesmal nicht.
Von Kerstin Decker:
Da staunt der Laie, und selbst mancher Profi wunder sich – wie haben die das jetzt gemacht? Da steht eine leere Holzkiste auf der Bühne. Der junge Magier steigt ein, der ältere verschließt das Schloss, stellt sich selbst auf die Kiste, zieht einen Rundum-Vorhang bis über seinen Kopf hoch – und als der Vorhang nach wenigen Momenten fällt, steht der junge Magier auf der Kiste, und der ältere hockt drin. Blitzschnell haben sie also ihre Plätze getauscht. In der Pause darf das Publikum die Kiste von allen Seiten betrachten, aber es gibt nichts Besonderes zu entdecken, was den Trick erklären würde.
Bild rund: Gäste untersuchen die magische Kiste, die zuvor bei einem Trick auf der Bühne verwendet wurde.
Quelle: Christian Modla
„Die Fluchtkiste ist eine bekannte Illusion, die es in verschiedenen Varianten gibt“, schmunzelt Michael Schreiber (56), Vorsitzender des Magischen Zirkel Leipzig. Erstmals vorgeführt hat sie der berühmte Zauberkünstler Harry Houdini im Jahr 1893. Schreiber zeigt die Illusion zusammen mit Nachwuchsmagier Ari Fiedler (19) bei der Gala zum 101. Geburtstag des Magischen Zirkel Leipzig. Wie der Platztausch funktioniert, wird natürlich nicht verraten.
Magier-Nachwuchs ist gesichert
Solch eine magische Kiste gibt es in Deutschland nur fünfmal. Die Leipziger Zauberer hatten sie mit, als sie im vergangenen Herbst auf der Experimentier-Ausstellung Inspirata auf der Alten Messe zu Gast waren. Das jugendliche Publikum war von der Sonderausstellung so begeistert, dass sich gleich 25 Kids und Teenies als Zauberlehrlinge für die Nachwuchsgruppe angemeldet haben. „Unser Nachwuchs ist gesichtert“, freut sich Lutz Kayser (63), der die Geschäftsstelle des Vereins betreut.
Für die meisten ist Zauberkunst ein Hobby
Von den 39 Mitgliedern des Magischen Zirkel Leipzig können sieben oder acht von der Zauberkunst leben, für alle anderen ist es Hobby oder Nebenjob. Im Hauptberuf sind sie Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Schüler, Studenten oder Rentner.
Nachwuchstalent Ari Fiedler, der etliche Meistertitel bei den Jugendlichen und Erwachsenen gewonnen hat, studiert erst einmal Philosophie, weil ihn das interessiert. Außerdem reist er als Assistent mit dem Leipziger Profimagier Yann Yono mit. Ob er die Zauberkunst später selbst in sein Berufsleben integrieren wird, steht noch nicht fest.
Gut einstudierte Tricks
Auch die Leipziger Magier können nicht richtig zaubern – doch sie beherrschen Tricks und Hilfsmittel richtig gut und begeistern das Publikum zur Gala anlässlich des 101. Vereins-Geburtstags.
Quelle: Christian Modla
Kaum Frauen unter den Magiern
Obwohl die kleine Hexe Bibi Blocksberg und Co. Noch ein echtes Mädchending sind – erwachsene Frauen gibt es nur zwei unter den Leipziger Vereinsmitgliedern. Warum, kann sich keiner so recht erklären. „Männer begeistern sich bis ins hohe Alter für Modelleisenbahnen, Modellflugzeuge oder Modellautos. Frauen sind vielleicht nicht so verspielt“, vermutet Kayser, im Hauptberuf Ingenieur für Anlagentechnik. Er selbst lernte als Zehnjähriger die ersten Zaubertricks von seinem Großvater. Mit seinen Taschenspieler-Tricks tritt er bis heute bei privaten Feiern auf: „Man muss dabei voll konzentriert sein und alles andere ausblenden, das ist ein schöner Ausgleich zur Arbeit.“ Der Leipziger Unternehmensberater Thomas Groeneveld (51) hat ebenfalls schon als Kind gezaubert und 216 wieder damit angefangen. Für ihn ist es faszinierend, sich neue Tricks selbst auszudenken und sich be den zweimal monatlichen Treffen des Magischen Zirkel mit anderen darüber auszutauschen.
Zauberkünsteler aus Mittteldeutschland bei Gala in Leipzig dabei
Eigentlich wollte der Verein seinen 100. Geburtstag groß feiern, doch wegen Corona fiel die Party ins Wasser, da half auch keine Hexerei. Also wurde jetzt der 101. Geburtstag begangen. Dazu kamen Zauberkollegen aus Magdeburg, Dresden, Meißen, Jena, Zwickau oder Nürnberg in Kulturhaus Eutritzsch. Und es traten Kollegen auf, die sonst eher nicht in Leipzig erlebt.
Zauberkünsteler Desimo – Detlef Simon – aus Hannover moderierte den Abend und zeigte etliche eigene Darbietungen. Dazwischen holte er die besten Leipziger Magier auf die Bühne: Mentalist Yann Yuro betätigte sich als Gedankenleser bei Leuten aus dem Publikum, „Paperman“ Jan Vorwerg zelebrierte die uralte Kunst de Papierreißens, Manipulationskünstler Miles Pitwell rieb aus seinen Händen endlose Mengen an Karten. Und das Illusionsduo Black Magics – mit Vereinschef Michael Schreiber und seiner Frau Sylke – sorgte mit einem Entfesselungstrick für Staunen.
Grußbotschaft von den Ehrlich-Brothers
Leipzig war als Messestadt schon vor Jahrhunderten Anziehungspunkt für Gaukler, Taschenspieler, Zauberkünstler. Die magischen Künste beruhen heute noch auf den gleichen Grundlagen wie damals – verschwinden und erscheinen lassen, austauschen, verwandeln, schweben, fliegen. Durch moderne Technik, Licht, Pyrotechnik und Musik sind die Vorführungen in diesem Metier der Unterhaltungskunst teilweise gigantisch groß und schnell geworden. Aber auch Close-up-Tricks direkt am Tisch kommen nach wie vor gut an. Heute wird die Zauberkunst von coolen Jungs wie den Ehrlich-Brohters ausgeübt – die dem Magischen Zirkel übrigens eine Grußbotschaft zum Geburtstag schickten.
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